„Kunstverständnis setzt Bildung voraus.“
Nikolaus Hirsch (Architekt und ehemaliger Direktor der Städelschule (Staatliche Hochschule für Bildende Künste) in Frankfurt am Main)
„Der wahre Sinn der Kunst liegt nicht darin, schöne Objekte zu schaffen. Es ist vielmehr eine Methode, um
zu verstehen. Ein Weg, die Welt zu durchdringen und den eigenen Platz zu finden." Paul Auster (US-amerikanischer Schriftsteller)
DIE THEATERPÄDAGOGIK UND IHRE AUFGABEN
Der Theaterpädagoge ist ein Lehrer in dem Sinne, dass „Lehren“ die Tätigkeit bezeichnet, jemanden anderen anzuleiten, eine Tätigkeit auszuführen oder ihm diesbezügliche Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln. Der zu vermittelnde „Lernstoff“ des Theaterpädagogen ist die Kunstform Theater.
Der Theaterpädagoge/die Theaterpädagogin ist somit die Schnittstelle zwischen dem Theater und all jenen, die sich mit der Theaterkunst auseinandersetzten (möchten).
Wenn man die Theaterpädagogik im Sinne der Forderung von Bertolt Brecht („...es gilt zwei Künste zu entwickeln: Die Schauspielkunst und die Zuschaukunst.“) begreift, so ruht das Tätigkeitsfeld des Theaterpädagogen auf zwei Säulen:
1) DIE KUNST DES ZUSCHAUENS
Damit man überhaupt von „Theater“ als Vorgang sprechen kann, müssen zwingend drei Dinge gegeben sein: ein Raum, mindestens eine Person, die etwas vorspielt und jemand, der dabei zuschaut. Der Schau-Spieler spielt zur „Schau“. Seine Tätigkeit, sein Wesen, beruht einzig und allein auf der Grundlage, dass jemand ihn „schaut“, ihm „zuschaut“. Der Schauspieler braucht zwingend jemanden, der ihn bei seinem Tun beobachtet und die von ihm gesetzten Zeichen ausdeutet. Ohne diese Komponente wäre sein gesamtes Schaffen sinnlos. Ohne den Zuschauer findet kein Theater statt. In keiner anderen Kunstform ist die Gleichzeitigkeit von Produktion und Rezeption so unmittelbar.
Damit die Begegnung zwischen Schauspielern und Zuschauern möglichst erfreulich verläuft, d.h. damit der Zuschauer auch optimal auf seine „Rolle“ als Rezipient des Theaterkunstwerks vorbereitet ist, vermittelt der Theaterpädagoge das entsprechende Wissen durch
· Theaterpädagogisches Begleitmaterial
· Info-Broschüren
· Spielpraktische Vor- und Nachbereitungen der Inszenierungen
· Inszenierungsbegleitende Workshops
· Organisation und Durchführung von Theaterführungen
· Organisation und Durchführung von Probenbesuchen
· Betreuung von Patenklassen
· Information zum Berufs- und Arbeitsfeld „Theater“
· Leitung von Publikumsgesprächen
Die zweite Säule der Theaterpädagogik ist
2) DIE KUNST DES SPIELENS
Ohne Zuschauer kein Theater, aber ohne Schauspieler eben auch nicht. So ist es ebenfalls Ziel und Aufgabe der Theaterpädagogik, Menschen selbst ins (Theater-)Spiel zu bringen. Dies nicht nur zum Zweck des besseren Verständnis der Kunstform Theater oder zur Heranbildung zukünftiger (Berufs-)Schauspieler, sondern vielmehr um die einzelnen Teilnehmer in ihrer persönlichen und eine Gruppe in ihrer strukturellen Entwicklung zu fordern,
zu fördern und zu bereichern.
Hier wird das Theater-Spiel zum pädagogischen Mittel, zum Vehikel, mit dem sich verschiedene pädagogische Zielsetzungen erreichen lassen. Nicht die Produktion eines Theaterstücks, nicht das Endergebnis steht dabei im Mittelpunkt der Arbeit, sondern der kreative Schaffensprozess („Der Weg ist das Ziel!“). Theater-Spiel fungiert dabei als Mittel zum Zweck der Persönlichkeitsbildung. Selbstbewusstsein, Kreativität sowie soziale Kompetenzen wie Kooperationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit der Teilnehmer sollen gefördert werden. Der Theaterpädagoge vermittelt Sachwissen, praktische Handlungskompetenzen, emotionale Kompetenzen und fördert die Fähigkeit zur Selbstreflexion.
Aufgaben der Theaterpädagogik in diesem Sinne sind:
· Vermittlung, Förderung des darstellenden Spiels/szenischen Spiels
· Beratung und Unterstützung von Theatergruppen, Theater-AG's, DS-Kursen
· Fortbildungen
· Pädagogische Tage
· Teamschulungen
· Mitwirkung an Projekttagen mit/an Schulen
· Leitung und Organisation von Kinder- und Jugendclubs
Die Theaterpädagogik als Vermittlungsstelle zwischen Bildungseinrichtungen und Theater ist somit fester Bestandteil der musisch-kulturellen und ästhetischen Bildung.
Sowie die Theaterpädagogik Kinder, Jugendliche, SchülerInnen, LehrerInnen, ErzieherInnen, Pädagogen aller Art aber auch z.B. Senioren u.a. gesellschaftliche Gruppen bei der„erfolgreichen Teilhabe an kulturbezogener Kommunikation“ unterstützt und fördert, so muss die Bildungs- und Kulturpolitik weiterhin die Theaterpädagogik unterstützen und fördern. Sie muss dafür Sorge tragen, dass vor allem im Bewusstsein der Träger der Bildungseinrichtungen das Theater als absolut gleichwertiger Bestandteil der musisch-kulturellen Bildung, genauso wie Musik und bildende Kunst, im Bildungsprogramm fest verankert wird - statt wie bisher oft nur als „nette Abwechslung“ zum Schulalltag, als Ausflugsziel zum Wandertag, zur puren Unterhaltung oder als besinnlicher Beitrag zur Gestaltung der Weihnachtszeit.

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