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Ergebnisse Theaterpädagogischer Tag

in Streitpunkt 23.09.2015 11:40
von Elke Kremer • 11 Beiträge

Am 21.9. fand am überzwerg der 3. Theaterpädagogische Tag statt. Thema war diemal "Theater in der Schule - wie gehts?"
Nach Fachvorträgen von Praxiserfahrenen LehrerInnen haben die TeilnehmerInnen in anschließenden Tischgesprächen Fragen, Problem und Wünsche formuliert.

Ein grundlegendes Problem ist sicherlich erst einmal zu definieren, wovon wir überhaupt reden, wenn wir über "Theater in der Schule" sprechen.
Denn über das "Mit SchülerInnen ins Theater gehen" oder "Theater in die Schule holen (z.B. Klassenzimmerstücke)" gibt es von der klassischen "Theater- oder Musical-AG" über "Szenisches lernen", dem Schulfach "Darstellendes Spiel" oder der "Theaterklasse" auch immer noch (und zum Glück) die Kollegen/innen , die einfach mal "so zwischendurch" ein Krippen- oder Singspiel einstudieren oder die versuchen verschiedene Theaterübungen in den Schulalltag zu integrieren.

Eine vielfältige bunte Theaterlandschaft in der jeder mit eigenen Sorgen, Schwierigkeiten und Problemen zu kämpfen hat.
Allen gemeinsam ist das Raumproblem. Die Klassenzimmer sind meist zu klein und vollgestellt. Turnhallen und Aulen entweder belegt, akkusisch problematisch, schlecht gelegen (zu abseits oder nicht abseits genug) und/oder einfach alt und abgetakelt. Ein optimaler Theaterraum, der allen Bedürfnissen moderner Theaterarbeit entspricht (und damit mehr einer Studiobühne entsprechen würde als dem klassischen Guckkasten), der auch noch gut mit Licht- und Tontechnik ausgestattet ist und eine optimale Bestuhlungsmöglichkeit für Zuschauer bietet, davon wagen die meisten LehrerInnen nicht einmal zu träumen. Man ist schon froh, wenn es irgendeinen "festen" Raum für Theater gibt und man nicht nomadierend die ersten 20 min. des kostbaren Theaterunterrichts damit verbringen muss erstmal einen Raum zu suchen. Ich frage mich, was SprotlehererInnen sagen und tun würden, wenn es keine Turnhallen gäbe oder was wären ChemielehrerInnen ohne Chemiesaal? Dabei weiß jeder, der sich nur ein wenig mit Theater befasst, welche immens wichtige Rolle der Raum und die Raumatmosphäre im theatralen Prozess einnehmen.

Weitere Probleme, die alle teilen sind Zeit, Geld, und Personal. Eine Theater-AG zu leiten bedeutet oft einfach freiwillige Mehrarbeit. DS wird mit zu wenig Stunden bedacht, muss oft in Randstunden statt finden oder wird auch schnell mal als "nicht so wichtig" aus dem Stundenplan rausgekickt.
Geld ist an Schulen fast immer ein Problem, so auch für "Theater in der Schule". Wo sollen Gelder für Theaterbesuche, für einen Theaterraum, für wichtige Anschaffungen (Kostüme, Fachbücher, Licht, Ton, Vorhänge usw. usw.) herkommen? Es ist erstaunlich, wie kreativ die Kollegen/innen diesen Mangel verwalten und gestalten. Not macht bekanntlich erfinderisch! Und so werden unsere LehrerInnen nicht müde Sponsoren zu suchen, eigene Stücke zu schreiben statt teure Aufführungsrechte zu bezahlen, Kostüme kostengünstig aus Müll zu basteln und andere ähnlich tolle Dinge auf die Beine zu stellen. Chapeau! Fazit von allen: "Es wäre schön mehr Geld zu Verfügung zu haben, aber es geht auch so."
Was die Personalfrage angeht: Es gibt immer engagierte Kollegen/innen die sich für die Theaterarbeit begeistern und die bereit sind viel Zeit und Herzblut in ihre "Theaterkinder" zu investieren. Leider werden sie an ihren Schulen oft allein gelassen. Im besten Falle als idealistische Spinner belächelt, im schlechtesten Falle regelrecht blockiert und ausgebremst. SchulleiterInnen nehmen große Theaterprojekte gerne als Aushängeschild für die Schule. Die Basisarbeit aber konsequent zu unterstützen und zu fördern, das hat im Schulalltag oft keinen Platz. Natürlich gibt es auch in dem Bereich sehr lobenswerte Ausnahmen (die ihr hier im Forum sehr gerne vorstellen dürft!), aber die meisten LehrerInnen würden sich doch wünschen, das die Theaterarbeit weniger als ihr spinnertes Privatvergnügen angesehen wird, sondern das alle Kollegen/innen an den Schulen (inklusive Schulleitung) die Wichtigkeit der Theaterarbeit anerkennen und wertschätzen und soweit wie möglich unterstützen.

Hier nochmal eine Übersicht über die einzelnen Punkte, die bei den Tischgesprächen von den TeilnehmerInnen genannt wurden:

Allgemeine Probleme (Theater-AG + DS Unterricht)
Zeit, Raum, Geld und Personal
• 1-2 Schulstunden sind zu wenig für kreative Prozesse
• Oft Rand- oder Nachmittagsstunden > Schüler sind bereits müde und wenig aufnahmefähig
• Hat oft den Beigeschmack von „Freizeitbeschäftigung“
• Geeignete Räume sind entweder nicht vorhanden oder häufig belegt
• Vorhandene Räume sind zu klein, schlecht oder gar nicht ausgestattet und für moderne Theaterformen kaum brauchbar
• Ausstattung fehlt oft Aufgrund mangelnder Finanzierung bzw. durch Unkenntnis über die Budgetlage
• Zu wenig geschulte Fachlehrer, zu wenig Unterstützung durch Kollegen + Schulleitung (gewünscht wird mehr fächerübergreifende Zusammenarbeit)
• Theater bedeutet viel Zusatzarbeit, weshalb viele davor scheuen, sich zusätzlich z.B. für die Theater-AG zu engagieren (Motivation durch anderweitige Entlastung)
Fortbildung
• Viele verschieden Angebote verschiedener Anbieter = unübersichtlich für LehrerInnen
• Gewünscht wird eine Bündelung der Fortbildungsangebote (eventuelle eigenes Heft/Flyer aller Anbieter)
• Fortbildungsangebot sollte allen leicht zugänglich sein
• Es sollte mehr geeignete Fortbildungsangebote/Weiterbildungen für DS-Lehrer geben,
aber auch regelmäßige Fortbildungen für Einsteiger und Anfänger
• Die Fortbildungen sollen weiter praxisorientiert angeleitet werden (Theater-Fachleute)
Theater AG
• Insgesamt zu wenig Theater AGs an zu wenig Schulen
• Konzentration immer mehr hin zu DS führt zur Vernachlässigung des AG Bereichs
• Theater AG wird eher wahrgenommen als Freizeitspaß, nicht als zwingender Bereich der musisch-kulturellen Bildung
• Aufwertung + Unterstützung ist dringend notwendig
Fach DS
• DS-Card: Wie geht es weiter? Gilt die DS-Card auch für rheinland-pfälzische Schulen?
• Die Unterscheidung Abiturfach/Seminarfach > Stundenregelung
• Zweistündig pro Woche, Randstunden
• Verschulung von Theater wird als problematisch empfunden
• Prozessorientierung vs Ergebnisorientierung
• Große Unsicherheit der DS-Lehrer (vor allem der Neulinge) in Sachen Themenfindung, Gruppenführung, Wechsel von der Lehrer- in die Anleiterrolle, Benotung/Bewertung
• Gewünscht wird die Trennung von fachpraktischer und theoretischer Abiprüfung
• Ebenfalls gewünscht wird eine verbindliche Einführung des Faches DS an allen weiterführenden Schulen unabhängig von der „Willkür“ der Schulleitung
• Viele Fragen betreffen Organisation und Aufbau des Unterrichts (Wie komme ich an Material? Wie finanziere ich das? Wie komme ich an geeignete Stücke? Wie erwerbe ich Stückrechte? Wie finde ich geeignete Themen? Wie steht es mit den Bildrechten für Fotos/Videos der Schüler? usw.) Diese Fragen und Unsicherheiten sollten möglichst bereits in der Ausbildung geklärt werden!
• Interessierte Kollegen wissen nicht, wie sie sich zum DS-Lehrer ausbilden lassen können, wo und wie die Ausbildung stattfindet, welche Zugangsvoraussetzungen benötigt werden
• Gewünscht wird sowohl ein Landesverband für DS-Lehrer als auch eine Fachkonferenz

Schultheater
• Gefordert wird ein Schultheatertreffen 1x im Jahr zum Austausch und zur gegenseitigen Wahrnehmung
• Es stellt sich die Frage, wer das organisiert und wo es stattfinden kann, wie ein Auswahlverfahren aussehen kann
• Wichtig wäre eine Freistellung aller teilnehmenden Gruppen über den Zeitraum der eigenen Aufführung hinaus, um andere Gruppen zu sehen und in Austausch zu kommen > Schulleiter sollen dazu verpflichtet werden


zuletzt bearbeitet 13.10.2015 09:50 | nach oben springen


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